«Es lebe der Sport» hiess in den 80er Jahren einer der bekanntesten Hits des österreichischen Chansonniers Rainhard Fendrich. Er besang in diesem ironischen Liedtext die Unfallgefahren in diversen Fernsehsportarten bzw. die Sensationslust der Zuschauer vor den Bildschirmen. Dennoch eignet sich der Liedtitel perfekt als Leitspruch in der präventiven Kardiologie: Ungenügende körperliche Aktivität, die sogenannte Sedentarität, gilt als unbestrittener kardiovaskulärer Risikofaktor, während der präventive Nutzen eines regelmässigen sportlichen Trainings bestens evidenzbasiert belegt ist. Dies gilt nicht nur für kardiovaskuläre Erkrankungen und kardiovaskuläre Risikofaktoren, sondern unter anderem auch für gewisse Malignome, Osteoporose sowie psychische Erkrankungen.
Umso unverständlicher erscheint vor diesem Hintergrund der immer noch weit verbreitete Bewegungsmangel in der Bevölkerung. So erreicht nach aktuellen Erhebungen beispielsweise nur gut ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer das gesundheitswirksame Mindestmass an körperlicher Aktivität. Es sind also mehr denn je dringend suffiziente Strategien gefragt, welche zu einer Verbesserung des Bewegungsverhaltens führen. In Wintersportnationen wie Österreich und der Schweiz liegt deshalb der populäre alpine Skisport nahe, der von der breiten Bevölkerungsmasse ausgeübt wird. Doch überwiegen die positiven Effekte letztlich die potenziellen Gefahren von Verletzungen oder gar kardialen Ereignissen? Die Salzburger Gruppe um Niederseer und Kollegen beleuchtet diese Thematik in einem spannenden Artikel in dieser Ausgabe [1]. Als «Sport-Paradox» wird oftmals die Ambivalenz zwischen den erwähnten, unbestrittenen und wissenschaftlich bestens belegten positiven gesundheitlichen Effekten des Sporttreibens und dem andererseits je nach beobachteter Subgruppe sehr relevanten sportassoziierten plötzlichen Herztod bezeichnet. Bezüglich der wirklichen Inzidenz dieser fatalen Ereignisse liegen jedoch z.T. diskrepante Daten vor, die nicht nur auf die beobachteten Subgruppen zurückzuführen sind, sondern auch von der Methode abhängen, mit der die Todesfälle erfasst wurden. Aufschluss über die Häufigkeit und vor allem auch die Ursachen des plötzlichen Herztods im Sport können nur akkurate Registerdaten bieten. Ein absolut exemplarisches und bereits gut etabliertes Register wurde am Institut für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken aufgebaut. Eingeschlossen werden dabei seit einiger Zeit nicht nur Vorfälle im deutschen Fussball; neu wird auch die Datenbank des Internationalen Fussballverbands FIFA integriert. In ihrem interessanten Übersichtsartikel diskutieren die Gründer und Leiter des Registers ausserdem über generelle Aspekte der primären und sekundären Prävention des plötzlichen Herztods im Sport und bieten dabei einen sehr lesenswerten Überblick über die Thematik [2].
Es lebe also der Sport! Eine adäquate sportkardiologische Betreuung ist dabei jedoch von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt, weil wir eben nicht alle ein «Herz wie ein Bergwerk» haben, das Rainhard Fendrich in einem weiteren wunderbaren Lied besingt.
In diesem Sinne wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre der beiden sportkardiologischen Artikel und natürlich auch der übrigen Beiträge in dieser Ausgabe von «Cardiovascular Medicine».
References
- Niederseer, D.; Schmied, C.; Niebauer, J. Cardiovascular risk-benefit ratio of alpine skiing in recreational skiers. Cardiovascular Medicine. 2015, 18, 298–305. [Google Scholar]
- Bohm, P.; Meyer, T.; Scharhag, J. Participation screening of elite and recreational athletes. Cardiovascular Medicine. 2015, 18, 306–311. [Google Scholar]
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