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Cardiovascular Medicine is published by MDPI from Volume 28 Issue 1 (2025). Previous articles were published by another publisher in Open Access under a CC-BY (or CC-BY-NC-ND) licence, and they are hosted by MDPI on mdpi.com as a courtesy and upon agreement with Editores Medicorum Helveticorum (EMH).
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Ein Fast Normales EKG

by
David Altmanna
1,
Michael Kühnea
1 and
Peter Ammann
2,*
1
Kardiologie, Universitätsspital, Basel, Switzerland
2
Division Kardiologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital St. Gallen, CH-9000 St. Gallen, Switzerland
*
Author to whom correspondence should be addressed.
Cardiovasc. Med. 2012, 15(7), 233; https://doi.org/10.4414/cvm.2012.01679
Submission received: 29 May 2012 / Revised: 29 June 2012 / Accepted: 29 July 2012 / Published: 29 August 2012
Ein 25-jähriger Patient wurde uns zur Abklärung rezidivierender Palpitationen zugewiesen. Die Anamnese sowie die klinische Untersuchung lieferten Normalbefunde. Der Patient nahm keine Medikamente oder Drogen zu sich. Echokardiographisch zeigten sich Normalbefunde.

Wie beurteilen Sie das Ruhe EKG (Abb. 1)?

A
Kurze PQ-Zeit, keine Deltawelle.
B
NormalePQ-ZeitundDeltawelle.
C
KurzePQ-ZeitundDeltawelle.
Abbildung 1. Ruhe-EKG.
Abbildung 1. Ruhe-EKG.
Cardiovascmed 15 00233 g001

Kommentar

Die PQ-Zeit ist mit 130 ms normal. In Ableitung V1 besteht jedoch ein gewisser Verdacht auf eine akzessorische Leitungsbahn. Ein weiterer Hinweis für das Vorliegen einer Präexzitation kann auch die fehlende Q-Zacke in Ableitung V6 sein. Dieses so genannte «septale Q» entsteht bei normalem Erregungsablauf über das His-Purkinje-System durch die von links nach rechts oben gerichtete initiale Depolarisation des interventrikulären Septums. Es ist nicht selten, dass vor allem bei linksseitigen akzessorischen Bahnen einenur sehr geringe Präexzitation im Ruhe-EKG gesehen wird. Der Grund hierfür ist, dass die im rechten Vorhof beginnende Sinusknotenerregung schnell über den AV-Knoten und das His-Purkinje-System in die Ventrikel geleitet wird, was zu einem schmalen QRS-Kom- plex führt. Die ventrikuläre Erregung über die weiter vom Sinusknoten entfernt liegende linksseitige akzessorische Bahn trifft somit auf mehrheitlich depolarisiertes Myokard und trägt wenig zur Ventrikelerregung und somit zur QRS-Morphologie bei.
Diagnostisch können vagale Manöver (z.B. Karo-tis-Sinus-Druckversuch), welche die Leitung über den AV-Knoten verlangsamen, helfen, weil dadurch die Präexzitation besser zum Vorschein kommt. Bei unserem Patienten führten vagale Manöver nicht zu einer Erregungsverzögerung durch den AV-Knoten. Medikamentös kann der AV-Knoten für einige Sekunden durch Adenosin i.v. komplett blockiert werden. Bei Vorliegen einer akzessorischen Bahn sieht man dann die Präexzitation, wie bei unserem Patienten in Abbildung 2 gezeigt. Hier ist aber Vorsicht geboten, kann doch Adenosin durch Verkürzung der atrialen Re- fraktärzeit auch Vorhofflimmern auslösen.
Abbildung 2. EKG während der Gabe von Adenosin: ✶ Hier führt Adenosin kurz zu einer Verlangsamung der Sinusfrequenz. Cardiovascmed 15 00233 i001 Adenosin blockiert nun den AV-Knoten, so dass das ventrikuläre Myokard nur noch über die akzessorische Bahn depolarisiert wird, was im EKG zu einer vollen Präexzitation, in unserem Fall mit deutlich positiver Deltawelle in V1, führt.
Abbildung 2. EKG während der Gabe von Adenosin: ✶ Hier führt Adenosin kurz zu einer Verlangsamung der Sinusfrequenz. Cardiovascmed 15 00233 i001 Adenosin blockiert nun den AV-Knoten, so dass das ventrikuläre Myokard nur noch über die akzessorische Bahn depolarisiert wird, was im EKG zu einer vollen Präexzitation, in unserem Fall mit deutlich positiver Deltawelle in V1, führt.
Cardiovascmed 15 00233 g002
Kurz vor der Zuweisung zur Ablation der akzesso-rischen Bahn musste der Patient wegen hochsympto-matischer tachykarder Palpitationen hospitalisiert werden (Abb. 3). Hier sieht man das gefürchtete, schlimmste Szenarium eines WPW-Syndroms, die FBI(Fast, Broad, Irregular)-Tachykardie. Bei dieser handelt es sich um Vorhofflimmern, welches sehr schnell über die akzessorische Bahn auf die Ventrikel übergeleitet wird. Eine solche Tachykardie ist poten-tiell lebensgefährlich, da schnell leitende Bahnen Ta-chykardien auslösen, welche in Kammerflimmern degenerieren können. Der Patient wurde in dieser Situa-tion erfolgreich elektrokonvertiert und dann abladiert. Abbildung 4 zeigt das Ruhe-EKG nach erfolgreicher Radiofrequenzablation der linksseitigen akzessori-schen Bahn via transseptalen Zugang. Interessanter-weise ist auch jetzt keine Q-Zacke in Ableitung V6 zu sehen. Im Ruhe-EKG 2 Monate nach Ablation fanden sich keine Hinweise für eine Erholung der Leitung über die akzessorische Bahn und der Patient blieb be- schwerdefrei.
Abbildung 3. «FBI»-Tachykardie (fast, broad, irregular).
Abbildung 3. «FBI»-Tachykardie (fast, broad, irregular).
Cardiovascmed 15 00233 g003
Abbildung 4. EKG nach Ablation: Beachte den minimalen Unterschied zwischen den QRS-Komplexen in III und V1 im Vergleich zu Abbildung 1.
Abbildung 4. EKG nach Ablation: Beachte den minimalen Unterschied zwischen den QRS-Komplexen in III und V1 im Vergleich zu Abbildung 1.
Cardiovascmed 15 00233 g004

Funding/potential competing interests

No financial support and no other potential conflict of interest relevant to this article was reported.

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MDPI and ACS Style

Altmanna, D.; Kühnea, M.; Ammann, P. Ein Fast Normales EKG. Cardiovasc. Med. 2012, 15, 233. https://doi.org/10.4414/cvm.2012.01679

AMA Style

Altmanna D, Kühnea M, Ammann P. Ein Fast Normales EKG. Cardiovascular Medicine. 2012; 15(7):233. https://doi.org/10.4414/cvm.2012.01679

Chicago/Turabian Style

Altmanna, David, Michael Kühnea, and Peter Ammann. 2012. "Ein Fast Normales EKG" Cardiovascular Medicine 15, no. 7: 233. https://doi.org/10.4414/cvm.2012.01679

APA Style

Altmanna, D., Kühnea, M., & Ammann, P. (2012). Ein Fast Normales EKG. Cardiovascular Medicine, 15(7), 233. https://doi.org/10.4414/cvm.2012.01679

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