Richtlinien 2005 zur Nachkontrolle von Patienten mit Implantierten Herzschrittmachern
Einleitung
Ziele der Schrittmacherkontrolle
- -
- Sicherstellung, dass die geforderten Behandlungsziele erreicht wurden
- -
- Anpassung der Programmierung an die Bedürfnisse des Patienten
- -
- Erreichen einer möglichst langen Batterie-Lebensdauer durch optimierte Einstellung der Energieparameter unter Gewährleistung der Patientensicherheit
- -
- Erkennung und Behebung von System-Dysfunktionen
- -
- Frühzeitige Erkennung einer bevorstehenden Batterie-Erschöpfung zwecks elektivem Batteriewechsel
- -
- Information des Patienten und seines Umfeldes (z.B. über Verhalten im Alltag, mögliche Interaktionen, allfällige Dysfunktionen bzw. technische Mängel/«alerts»)
- -
- Sicherstellung der langfristigen Patientensicherheit durch Dokumentation
Inhalt einer Schrittmacherkontrolle (Minimal-Anforderung)
- -
- Schwindel
- -
- Synkopen
- -
- Palpitationen
- -
- Muskelzucken (extrakardiale Stimulation)
- -
- Herzrhythmus und -frequenz in Ruhe
- -
- Beurteilung der Schrittmachertasche
- -
- Hinweise für extrakardiale Stimulation (z.B. Loge, Zwerchfell, N. phrenicus)
- -
- Abfrage der aktuellen Programmierung
- -
- Abfrage von weiteren Parametern, Telemetrie:
- -
- Zustand der Elektroden und der Batterie
- -
- allfällig verfügbare diagnostische Angaben: z.B. Herzfrequenzprofil, prozentuale Beanspruchung des Schrittmachers im Vergleich zum Eigenrhythmus, Sensorfunktion bei aktivitätsgesteuerten Systemen, Trendaten (z.B. Verhalten der ElektrodenImpedanz, Reizschwellen, Batterie-Spannung usw. im Verlaufe der Zeit)
- -
- Prüfung und Dokumentation des allfälligen Eigenrhythmus (Vorhof und Kammer)
- -
- Messung der Empfindlichkeits-Schwellen (P/R-Wellen-Amplituden)
- -
- Messung der Reizschwellen
- -
- Beurteilung des Zustandes der Batterie (Impedanz, Spannung, Stromverbrauch; bei alten Systemen ohne Telemetrie evtl. mit Magnet-Auflage)
- -
- Messung der Elektroden-Impedanzen
- -
- Beurteilung der AV-Überleitung
- -
- Allfällige Anpassung der Programmierung aufgrund der erhobenen Daten und der aktuellen Bedürfnisse des Patienten
- -
- Dokumentation der neuen (geänderten) Programmierung
- -
- EKG-Schreiber
- -
- Kontinuierliche EKG-Überwachung (Monitor)
- -
- 12-Ableitungs-EKG bei Bedarf
- -
- Die für die routinemässigen Nachkontrollen erforderlichen Programmiergeräte müssen vor Ort permanent verfügbar sein
- -
- Magnet
- -
- Reanimationsausrüstung inklusive externer Defibrillator
- -
- Technische Dokumentation der verwendeten Systeme und Programmiergeräte
- -
- Kontaktadressen, Telefonnummern der Schrittmacherherstellerfirmen
- -
- Wünschbar ist ein EDV-gestütztes Register über Patienten und Schrittmacher-Systeme
Dokumentation
- -
- Schrittmacherausweis der Arbeitsgruppe
- -
- Ausdruck der aktuell programmierten Parameter
- -
- Name und Adresse des kontrollierenden Arztes bzw. Zentrums
- -
- Genaue Bezeichnung des implantierten Systems
- -
- Angemessene Information über:
- -
- aktuelle Programmierung
- -
- Zustand des Systems: Lebensdauer der Batterie, allfällige relevante Probleme
- -
- Termin der nächsten Kontrolle
- -
- Hinweis auf eventuelle dringliche klinische Probleme im Zusammenhang mit dem Grundleiden
- -
- Dokumentation der verwendeten Systeme
- -
- Elektroden, Generatoren, Konnektoren usw. (Modell, Serien-Nummern usw.)
- -
- Spezifische Eigenschaften dieser Komponenten inklusive allfälliger Angaben über ihre Zuverlässigkeit oder anderer Besonderheiten
- -
- Frühere Implantate oder Komplikationen
- -
- Angaben über Abhängigkeit des Patienten vom Schrittmacherrhythmus (z.B. Dokumentation des unterliegenden Eigenrhythmus)
- -
- Gesamtregister über das überwachte Patientenkollektiv. Falls das Kollektiv mehr als 100 Patienten beträgt, ist ein EDV-gestütztes Register/Datenbank dringend empfohlen.
- -
- Das Register beinhaltet Angaben über die kontrollierten Patienten und die verwendeten Systeme (Personalien, Modelle, Seriennummern).
- -
- Zur Erfüllung der Qualitätssicherung leitet jedes Kontrollzentrum Angaben über das überwachte Patientenkollektiv an die Arbeitsgruppe für Schrittmacher und Elektrophysiologie weiter (Statistik). Die Arbeitsgruppe definiert die diesbezüglichen Anforderungen und stellt die notwendigen Unterlagen zur Verfügung.
Häufigkeit der Kontrollen
- -
- Postoperativ: erste postoperative Kontrolle in den ersten 72 Stunden, spätestens vor Entlassung des Patienten nach dem Eingriff
- -
- In den ersten 6 Monaten: 1(–2) Nachkontrollen zur Wundkontrolle; Anpassung der Programmierung an die Bedürfnisse des Patienten und an die chronischen Empfindlichkeitsund Reizschwellen.
- -
- Chronische Phase: in der Regel alle (6–) 12 Monate. Unter Umständen sind jedoch häufigere Kontrollen nötig, z.B. bei
- -
- Dysfunktionen
- -
- Verwendung von komplexen Systemen (wie z.B. Antitachykardie-Funktionen, biventrikuläre Systeme, Anpassung von aktivitätsgesteuerten Systemen, spezielle Diagnostik-Daten usw.)
- -
- neuen Ereignissen im Verlauf des Grundleidens
- -
- Intensivierte Kontrollen bei bevorstehender Batterie-Erschöpfung: je nach Schrittmachertyp und -indikation werden engmaschigere Kontrollen, meist zuerst in 6-, dann 3monatlichen Abständen notwendig
Personal
- -
- Facharzt Kardiologie FMH oder äquivalente Ausbildung (vgl. entsprechende Richtlinien der Arbeitsgruppe, 2000)
- -
- Andere Fachärzte mit spezifischer Ausbildung im Rahmen des Besitzstandes oder einer Zusammenarbeit mit einem regionalen Zentrum
- -
- Tätigkeitsvolumen: mindestens 50 Patienten pro Jahr, d.h. aktive Mitarbeit bei der Schrittmacher-Nachkontrolle von jährlich 50 Patienten (auch als aktive Mitarbeit in der Schrittmacher-Nachkontrolle an einem regionalen Zentrum)
- -
- Bei Neueröffnung einer Kontrollstelle sollte dieses Tätigkeitsvolumen innert 3 Jahren erreicht werden.
- -
- Spezifische Fortbildung im Bereich Schrittmacher, Elektrophysiologie: 10 Stunden pro Jahr
References
- Richtlinien zur Therapie von Herzrhythmusstörungen mit Herzschrittmachern, implantierbaren Defibrillatoren und perkutaner Katheterablation. Kardiovaskuläre Medizin 2000, 3, 65–71.
- Hayes, D.L.; et al. North American Society of Pacing and Electrophysiology. NASPE training requirements for cardiac implantable electronic devices: selection, implantation and follow-up. Pacing Clin Electrophysiol 2003, 26, 1556–1562. [Google Scholar] [CrossRef] [PubMed]
- Lemke, B.; et al. Richtlinien zur Herzschrittmachertherapie: Indikationen, Systemwahl, Nachsorge (herausgegeben vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herzund Kreislaufforschung). Z Kardiol 1996, 85, 611–628. [Google Scholar]
- Fraser, J.D.; et al. Guidelines for pacemaker follow-up in Canada: a consensus statement of the Canadian Working Group on Cardiac Pacing. Can J Cardiol 2000, 16, 355–363, 367–376. [Google Scholar] [PubMed]
© 2005 by the author. Attribution - Non-Commercial - NoDerivatives 4.0.
Share and Cite
Crevoisier, J.-L.; Cron, T.; Vontobel, H.; Zwicky, P.; Gloor, H.O.; Fuhrer, J.; Sztajzel, J.; Schläpfer, J.; Babotai, I.; Bauersfeld, U.; et al. Richtlinien 2005 zur Nachkontrolle von Patienten mit Implantierten Herzschrittmachern. Cardiovasc. Med. 2005, 8, 250. https://doi.org/10.4414/cvm.2005.01107
Crevoisier J-L, Cron T, Vontobel H, Zwicky P, Gloor HO, Fuhrer J, Sztajzel J, Schläpfer J, Babotai I, Bauersfeld U, et al. Richtlinien 2005 zur Nachkontrolle von Patienten mit Implantierten Herzschrittmachern. Cardiovascular Medicine. 2005; 8(6):250. https://doi.org/10.4414/cvm.2005.01107
Chicago/Turabian StyleCrevoisier, Jean-Luc, Thomas Cron, Heiner Vontobel, Peter Zwicky, Hans O. Gloor, Jürg Fuhrer, Juan Sztajzel, Jürg Schläpfer, Istvan Babotai, Urs Bauersfeld, and et al. 2005. "Richtlinien 2005 zur Nachkontrolle von Patienten mit Implantierten Herzschrittmachern" Cardiovascular Medicine 8, no. 6: 250. https://doi.org/10.4414/cvm.2005.01107
APA StyleCrevoisier, J.-L., Cron, T., Vontobel, H., Zwicky, P., Gloor, H. O., Fuhrer, J., Sztajzel, J., Schläpfer, J., Babotai, I., Bauersfeld, U., & Stefan Osswald für die Arbeitsgruppe «Herzschrittmacher und Elektrophysiologie» der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie (SGK). (2005). Richtlinien 2005 zur Nachkontrolle von Patienten mit Implantierten Herzschrittmachern. Cardiovascular Medicine, 8(6), 250. https://doi.org/10.4414/cvm.2005.01107