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Kammertachykardie aus Substrat

Kardiologie, Departement Innere Medizin, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Switzerland
*
Author to whom correspondence should be addressed.
Cardiovasc. Med. 2009, 12(11), 317; https://doi.org/10.4414/cvm.2009.01458
Submission received: 13 August 2009 / Revised: 13 September 2009 / Accepted: 13 October 2009 / Published: 13 November 2009

Fallbeschreibung

Ein 50-jähriger Patient wird zugewiesen mit Verdacht auf epileptischen Anfall.
In der persönlichen Anamnese besteht ein Status nach vier Epilepsieanfällen unterAlkoholentzug, letztmals vor 5 Jahren. In den letzten 15 Jahren wurden wiederholt Disulfiram (Antabus®)-Therapien durchgeführt. Zudem besteht eine chronische Pankreasinsuffizienz, ein Diabetes mellitus, eine Nephropathie, Polyneuropathie und ein Nikotinabusus von 70 pack years.
Vor der Spitaleinweisung ist es in einem Restaurant plötzlich zu Schwindel mit nachfolgend kurzer Bewusstlosigkeit gekommen. In der Folge habe er rasch das Bewusstsein wieder erlangt, postiktale Symptome hätten keine bestanden. Während auf dem Notfall das Ruhe-EKG geschrieben wird, tritt eine Tachykardie mit einer Frequenz von 153/min auf (Abbildung 1). Die Tachykardie terminiert innert weniger Minuten spontan.
Die anschliessend durchgeführte Echokardiographie (Abbildung 2) zeigte eine mittelschwer eingeschränkte linksventrikuläre Auswurffraktion bei einem grossen inferior-posteriorem Aneurysma (36 × 55 mm). Als Ursache zeigte die Koronarangiographie einen chronischen funktionellen Verschluss derArteria circumflexa, der mittels Dilatation und Stenting behandelt wurde (Abbildung 3A,B). Gleichzeitig wurde auch eine Stenose derArteria coronaria dextra behandelt (Abbildung 3C,D). Im Lävogramm zeigte dasAneurysma eineAusdehnung von 39 × 56 mm (Abbildung 4). In der elektrophysiologischen Untersuchung konnte die bereits klinisch dokumentierte ventrikuläre Tachykardie induziert werden.Auf Wunsch des Patienten wurde auf eine ICD-Implantation verzichtet und ausschliesslich eine antiarrhythmische Therapie mit Betablocker und Amiodarone durchgeführt.

Kommentar

Der plötzliche Herztod bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit ist vorwiegend durch Kammertachykardien und Kammerflimmern bedingt. Es ist bekannt, dass Patienten mit einer tiefen linksventrikulärenAuswurffraktion und induzierbaren Kammertachykardien während der elektrophysiologischen Untersuchung ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod haben. Kammertachykardien entstehen typischerweise im Bereich von Infarktnarben; wir sprechen von einem Substrat für die Tachykardien. Es konnte gezeigt werden, dass die im MRI gemessene Infarktgrösse mit der Induzierbarkeit von ventrikulären Tachykardien korreliert und dass Patienten mit grossen Narben auch eine höhere Mortalität aufweisen [1,2].
Bei unserem Patienten besteht mit dem grossen Aneurysma nach stummem Infarkt in der Vergangenheit also ein grosses Substrat für Kammertachykardien. Das 12-Kanal-EKG mit Rechtschenkelblockbild und superiorer Achse beweist, dass die Kammertachykardie imAneurysma entsteht. Typischerweise handelt es sich bei Kammertachykardien in Infarktarealen um Reentry-Tachykardien. Die Indikation für eine ICDImplantation im Sinne einer Sekundärprävention ist in diesem Fall formal sicher gegeben, doch müssen bei der Indikationsstellung für einen ICD stets die Wünsche des Patienten und dessen Komorbiditäten mitberücksichtigt werden.
Bei Patienten mit Alkoholentzugssyndrom und Tachykardien sollte auch an eine ventrikuläre Tachykardie bei verlängertem QT-Intervall gedacht werden, diese Patienten haben dann aber typischerweise kein Substrat wie unser Patient [3].

Conflicts of Interest

Es besteht kein Interessenkonflikt.

References

  1. Bello, D.; Fieno, D.S.; Kim, R.J.; et al. Infarct morphology identifies patients with substratec for sustained ventricular tachycardia. J Am Coll Cardiol. 2005, 45, 1104–1108. [Google Scholar] [CrossRef]
  2. Kwon, D.H.; Halley, C.M.; Carrigan, T.P.; et al. Extent of left ventricular scar predicts outcomes in ischemic cardiomyopathy patients with significantly reduced systolic function: a delayed hyperenhancement cardiac magnetic resonance study. JACC Cardiovasc Imaging. 2009, 2, 34–44. [Google Scholar] [CrossRef]
  3. Cuculi, F.; Kobza, R.; Ehmann, T.; Erne, P. ECG changes amongst patients with alcohol withdrawal seizures and delirium tremens. Swiss Med Wkly. 2006, 136, 223–227. [Google Scholar] [CrossRef]
Abbildung 1. Kammertachykardie mit Frequenz von 153/min, Rechtsschenkelblock-Morphologie mit superiorer Achse.
Abbildung 1. Kammertachykardie mit Frequenz von 153/min, Rechtsschenkelblock-Morphologie mit superiorer Achse.
Cardiovascmed 12 00317 g001
Abbildung 2. Echokardiographische Darstellung des linken Ventrikels im apikalen Zweikammerblick mit grossem infero-posterioren Aneurysma (36 × 55 mm).
Abbildung 2. Echokardiographische Darstellung des linken Ventrikels im apikalen Zweikammerblick mit grossem infero-posterioren Aneurysma (36 × 55 mm).
Cardiovascmed 12 00317 g002
Abbildung 3. Koronarangiographie der Arteria circumflexa vor PTCA/Stenting (A), die einen funktionellen Verschluss zeigte (Pfeil in A) und nach PTCA/Stenting (B). Stenose der rechten Koronararterie vor (Pfeil in C) und nach PTCA/Stenting (D).
Abbildung 3. Koronarangiographie der Arteria circumflexa vor PTCA/Stenting (A), die einen funktionellen Verschluss zeigte (Pfeil in A) und nach PTCA/Stenting (B). Stenose der rechten Koronararterie vor (Pfeil in C) und nach PTCA/Stenting (D).
Cardiovascmed 12 00317 g003
Abbildung 4. Lävographie in der rechtsschrägen Projektion (ROA 30°): 39 × 56 mm messendes inferiores Aneurysma (Pfeil).
Abbildung 4. Lävographie in der rechtsschrägen Projektion (ROA 30°): 39 × 56 mm messendes inferiores Aneurysma (Pfeil).
Cardiovascmed 12 00317 g004

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MDPI and ACS Style

Kobza, R.; Erne, P. Kammertachykardie aus Substrat. Cardiovasc. Med. 2009, 12, 317. https://doi.org/10.4414/cvm.2009.01458

AMA Style

Kobza R, Erne P. Kammertachykardie aus Substrat. Cardiovascular Medicine. 2009; 12(11):317. https://doi.org/10.4414/cvm.2009.01458

Chicago/Turabian Style

Kobza, Richard, and Paul Erne. 2009. "Kammertachykardie aus Substrat" Cardiovascular Medicine 12, no. 11: 317. https://doi.org/10.4414/cvm.2009.01458

APA Style

Kobza, R., & Erne, P. (2009). Kammertachykardie aus Substrat. Cardiovascular Medicine, 12(11), 317. https://doi.org/10.4414/cvm.2009.01458

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