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Cardiovascular Medicine is published by MDPI from Volume 28 Issue 1 (2025). Previous articles were published by another publisher in Open Access under a CC-BY (or CC-BY-NC-ND) licence, and they are hosted by MDPI on mdpi.com as a courtesy and upon agreement with Editores Medicorum Helveticorum (EMH).
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Ursprung der Extrasystolen

Kardiologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital Luzern, Luzern, Switzerland
*
Author to whom correspondence should be addressed.
Cardiovasc. Med. 2008, 11(12), 387; https://doi.org/10.4414/cvm.2008.01374
Submission received: 23 September 2008 / Revised: 23 October 2008 / Accepted: 23 November 2008 / Published: 23 December 2008

Fallbeschreibung

36-jähriger Patient, der seit 4 Jahren intermittierend Herzstolpern beklagt. Bis auf die Palpitationen ist er völlig asymptomatisch, Synkopen oder Schwindelanfälle sind nie aufgetreten, er fühlt sich subjektiv gut leistungsfähig.
Das EKG (Abb. 1) zeigt einen Sinusrhythmus mit ventrikulären Extrasystolen. Gibtuns der Ursprungsort der Extrasystolen einen Hinweis auf die Diagnose? Gibt es andere EKG-Veränderungen, die auf eine Verdachtsdiagnose hinweisen?

Diskussion

Das EKG zeigt einen Sinusrhythmus mit ventrikulären Extrasystolen mit superiorer Achse und einem R/S-Umschlag in den Brustwandableitungen in V6. Bei einem negativen QRSKomplex in V1 mit R/S-Umschlag in V6 stammt die Extrasystole aus dem rechten Ventrikel, die superiore Achse besagt uns zusätzlich, dass sie von unten kommt, also aus dem rechtsventrikulären Apex. Zudem sieht man T-Inversionen in den Ableitungen V1–V4.
Somit scheint eine Pathologie des rechten Ventrikels vorzuliegen, weshalb dieses EKG differentialdiagnostisch an eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie / Dysplasie (ARVC/D) denken lassen sollte.
In der Echokardiographie (Abb. 2) zeigte sich ein rechter Ventrikel mit eingeschränkter systolischer Funktion und auffälligem Apex (Pfeil). Es fanden sich dort deutliche Wandunregelmässigkeiten bis hin zu kleinen Aneurysmata, auch mit Befall des distalen Septums. Der linke Ventrikel war wenig auffällig. Das 24-Stunden-EKG zeigte gesamthaft 3500 ventrikuläre Extrasystolen.
Somit erfüllt der Patient die diagnostischen Kriterien einer ARVC/D (Tab. 1) [1,2].
Die ARVC/D ist eine Kardiomyopathie, die charakterisiert ist durch eine Infiltration des rechten Ventrikels durch Fett- und/oder fibröses Gewebe, was zu ventrikulären Rhythmusstörungen sowie Dilatation und Dysfunktion des rechten Ventrikels führen kann. Die Erkrankung tritt typischerweise bei jungen Erwachsenen auf und ist häufiger bei Männern. Betroffene sind oft a- oder oligosymptomatisch. Häufig sind Arrhythmien oder ein plötzlicher Herztod das erste Symptom (charakteristischerweise unter sportlicher Anstrengung).
Zur Diagnosestellung stehen uns diagnostische Kriterien zur Verfügung (Tab. 1). T-Inversionen in den präkordialen Ableitungen finden sich in bis zu 54% der Fälle mit ARVC/D, in bis zu 30% der Fälle findet man eine sogenannte Epsilon-Welle, die in dem dargestellten EKG aber nicht zu sehen ist [3].
Therapeutisch gilt es die Arrhythmien zu unterdrücken. Verschiedene Antiarrhythmika wurden studiert und es wurde gezeigt, dass Betablocker recht effektiv sind, aber die Therapie individualisiert werden muss [4]. Der implantierbare Defibrillator (ICD) stellt die effektivste Methode zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes in diesem Patientenkollektiv dar. Wenn also ein Patient mit ARVC/D einen plötzlichen Herztod überlebt hat, eine Anamnese mit Synkopen aufweist oder die Arrhythmien pharmakologisch nicht unterdrückbar sind, ist heutzutage die Indikation zur ICDImplantation gegeben.

Conflicts of Interest

Es besteht kein Interessenkonflikt.

References

  1. McKenna, W.J.; Thiene, G.; Nava, A.; Fontaliran, F.; Blomstrom-Lundqvist, C.; Fontaine, G.; et al. Diagnosis of arrhythmogenic right ventricular dysplasia/cardiomyopathy. Task Force of the Working Group Myocardial and Pericardial Disease of the European Society of Cardiology and of the Scientific Council on Cardiomyopathies of the International Society and Federation of Cardiology. Br Heart J. 1994, 71, 215–218. [Google Scholar] [PubMed]
  2. Yoerger, D.M.; Marcus, F.; Sherrill, D.; Calkins, H.; Towbin, J.A.; Zareba, W.; et al. Echocardiographic findings in patients meeting task force criteria for arrhythmogenic right ventricular dysplasia: new insights from the multidisciplinary study of right ventricular dysplasia. J Am Coll Cardiol. 2005, 45, 860–865. [Google Scholar] [CrossRef] [PubMed]
  3. Gemayel, C.; Pelliccia, A.; Thompson, P.D. Arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy. J Am Coll Cardiol. 2001, 38, 1773–1781. [Google Scholar] [CrossRef] [PubMed]
  4. Wichter, T.; Borggrefe, M.; Haverkamp, W.; Chen, X.; Breithardt, G. Efficacy of antiarrhythmic drugs in patients with arrhythmogenic right ventricular disease. Results in patients with inducible and noninducible ventricular tachycardia. Circulation. 1992, 86, 29–37. [Google Scholar] [CrossRef] [PubMed]
Abbildung 1. Sinusrhythmus mit ventrikulären Extrasystolen.
Abbildung 1. Sinusrhythmus mit ventrikulären Extrasystolen.
Cardiovascmed 11 00387 g001
Abbildung 2. Echokardiographie, apikaler Vierkammerblick. Der Pfeil zeigt auf den rechtsventrikulären Apex, wo sich deutliche Wandunregelmässigkeiten bis hin zu kleinen Aneurysmen zeigen. LV = linker Ventrikel; RV = rechter Ventrikel; LA = linker Vorhof; RA = rechter Vorhof.
Abbildung 2. Echokardiographie, apikaler Vierkammerblick. Der Pfeil zeigt auf den rechtsventrikulären Apex, wo sich deutliche Wandunregelmässigkeiten bis hin zu kleinen Aneurysmen zeigen. LV = linker Ventrikel; RV = rechter Ventrikel; LA = linker Vorhof; RA = rechter Vorhof.
Cardiovascmed 11 00387 g002
Tabelle 1. Diagnosekriterien der ARVC/D (nach [1]).
Tabelle 1. Diagnosekriterien der ARVC/D (nach [1]).
Cardiovascmed 11 00387 g003

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MDPI and ACS Style

Kobza, R.; Zuber, M.; Erne, P. Ursprung der Extrasystolen. Cardiovasc. Med. 2008, 11, 387. https://doi.org/10.4414/cvm.2008.01374

AMA Style

Kobza R, Zuber M, Erne P. Ursprung der Extrasystolen. Cardiovascular Medicine. 2008; 11(12):387. https://doi.org/10.4414/cvm.2008.01374

Chicago/Turabian Style

Kobza, Richard, Michel Zuber, and Paul Erne. 2008. "Ursprung der Extrasystolen" Cardiovascular Medicine 11, no. 12: 387. https://doi.org/10.4414/cvm.2008.01374

APA Style

Kobza, R., Zuber, M., & Erne, P. (2008). Ursprung der Extrasystolen. Cardiovascular Medicine, 11(12), 387. https://doi.org/10.4414/cvm.2008.01374

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