Ein «Educational Gap»
Jungen Ärztinnen und Ärzten, welche sich in verschiedenen Disziplinen der Medizin und Chirurgie weiterbilden, kommt in der Schweiz ausgezeichnete Weiterbildung zu. Ebenfalls können Assistentinnen und Assistenten an verschiedensten Fortbildungen teilnehmen, um sich fachlich auf dem neuesten Stand zu halten. Was allerdings fehlt, sind Fortbildungen, die sich mit den individuellen Fragen und Problemen von jungen Nachwuchsärztinnen und -ärzten befassen, mit ihrer Fortbildung, ihren professionellen Sorgen und Zukunftswünschen.
Diese Lücke will die
SCOT MasterClass füllen. Die erste MasterClass fand am Donnerstag, 2. Dezember 2021 im Bourbaki Kino in Luzern statt und hat ein hervorragendes Echo gefunden, was das Bedürfnis für solche Fortbildungen unterstreicht (
Abb. 1). In der Tat wurde bisher in der Schweiz, anders als im angelsächsischen Raum, noch nie eine entsprechende Fortbildung für Nachwuchsärztinnen und -ärzte angeboten, die sich mit Themen der Berufsbildung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mit Karriereentscheidungen und anderem mehr befasst hat.
Die vier Sessionen
Die erste SCOT MasterClass zu diesem Thema bot dazu vier Sessionen an, nämlich «Wie werde ich Kardiologin/Kardiologe?», «Welche Spezialisierung soll ich wählen?», «Die Spitalkarriere» und «Die akademische Karriere». Die Fortbildung wurde gemeinsam mit dem Vorstand der Swiss Cardiologists of Tomorrow (SCOT) entwickelt und auf die Bedürfnisse junger Ärztinnen und Ärzte massgeschneidert.
Die Kardiologie in der Praxis
In der ersten Session berichteten Christine Attenhofer Jost, Zürich, und Michel Zuber, Aarau, beide schweizweit bekannte klinische Kardiologen, über die richtige Stellenwahl im Spital und Möglichkeiten beruflicher Entwicklung in der Praxis. Felix Tanner, welcher für die
European Society of Cardiology das Core Curriculum entwickelt hat [
1], stellte die neuen Konzepte der Weiterbildung vor, wie sie von der Europäischen Gesellschaft wie auch der FMH unterstützt werden. Richard Kobza aus Luzern gab den Nachwuchsärztinnen und-ärzten Tipps, wie man sich bei einer Bewerbung vorzubereiten und zu verhalten hat, bevor Maria Rubini aus Leipzig über ihren Auslandsaufenthalt als Interventional Fellow am dortigen Herzzentrum bereichtete, und wie sie sich selbst diese Weiterbildung organisiert hat.
Kühne aus Basel, zur Herzinsuffizienz durch Roger Hullin aus Lausanne und zum Imaging durch Ronny Büchel aus Zürich berichtet.
Die Spezialisierung
Wie ein wachsender Baum entwickelt sich die Kardiologie kontinuierlich weiter in Rich tung Spezialisierung [
2]. Entsprechend geht es nicht nur darum, den Facharzt für Kardiologie zu erwerben, sondern auch sich Überlegungen zu machen, ob man eine Subspezia lität des Fachgebiets anstreben soll. In der zweiten Session, zum Thema «Welche Spezialisierung soll ich wählen», wurde deshalb über die Möglichkeiten in der Interventionellen Kardiologie durch Lorenz Räber aus Bern, zur Rhythmologie Weiterbildung durch Michael Kühne aus Basel, zur Herzinsuffizienz durch Roger Hullin aus Lausanne und zum Imaging durch Ronny Büchel aus Zürich berichtet.
Die Spitalkarriere
Die Spitalkarriere ist eine weitere wichtige Möglichkeit der beruflichen Entwicklung. Entsprechend wurde zunächst durch Eva Hägler-Laube aus Baden der Weg zur Oberärztin und zum Oberarzt vorgestellt (
Abb. 2). Danach stellte Stefan Toggweiler aus Luzern das Profil einer leitenden Ärztin oder eines leitenden Arztes umsichtig dar und wies vor allem auf die zunehmenden Verantwortlichkeiten im Management und Financing hin. Schliesslich widmete sich Gabriela Kuster-Pfister aus Basel dem Thema «Karriere und Familie» und wie man beides unter einen Hut bringen kann.
Zuletzt stellte Simon Stämpfli aus Luzern die Anforderungen der ESC Examina in Kardiologie und Subspezialitäten dar.
Die Akademische Karriere
In der letzten Session, «Die Akademische Karriere», weihte Thomas Skipwith aus Zürich, ein Rhetorik-Experte und Coach, die Teilnehmenden humorvoll und informativ in die Geheimnisse des erfolgreichen Präsentierens ein und verwies dabei auf die 5 Vs: Vorbereitung, Visualisierung, Verbalisierung, Vortragen und Verdauen (
Abb. 3).
Alexander Breitenstein aus Zürich ergänzte diese Ausführungen und sprach zum Thema «Was macht ein gutes Teaching aus?», während Thomas F. Lüscher aus London/Zürich die Teilnehmenden darüber informierte «Wie schreibe ich erfolgreich ein Paper?» [
3]. Die Session endete mit einem Beitrag aus der forschenden Industrie. Mitarbeitende der Firma Medtronic sprachen zum Thema «Zusammenarbeit mit der Industrie: Compliance heute». Umsichtig informierten Sibylle Hauswirth und Pierre-Olivier Semon aus Münchenbuch-see die Teilnehmenden über die heutigen Anforderungen und Regulierungen zu diesem zunehmend komplexen Thema.
Schliesslich endete das Symposium mit einem Schlussvortrag zum Thema «Leadership – Wie kann ich mich erfolgreich entwickeln?» durch Thomas F. Lüscher aus London/Zürich.
To be continued…
Der von allen Seiten als stimulierend und lehrreich empfundene Event sowie das konkrete Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen klar, dass ein grosses Bedürfnis besteht, diese edukative Lücke im Schweizer Fortbildungskalender auch in Zukunft durch jährliche SCOT Master Classes zu schliessen.