Praxisrotation: Kardiologische Weiterbildung in der Praxis
Abstract
Aktuelle Entwicklung der Kardiologie in der Schweiz
Kardiologische Weiterbildung in der Praxis
Förderung der kardiologischen Weiterbildung in der Praxis
Schweizerische Gesellschaft für Kardiologie:
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- Anfrage an alle potentiellen Weiterbildner, ob und wie sie Weiterbildung in ihrer Praxis anbieten können.
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- Besondere Berücksichtigung von Gruppenpraxen aufgrund der optimaleren Infrastruktur.
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- Die Feminisierung der Medizin kann als Chance genutzt werden, da Frauen langfristig moderate Teilzeitpensen wünschen; dies ist in einer Praxis eher als am Spital möglich.
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- Die Standespolitik soll verbindliche Signale vor allem hinsichtlich Planungssicherheit vermitteln, damit die selbständige Praxistätigkeit in der Schweiz langfristig ein attraktives Betätigungsfeld bleibt.
Kardiologen in der Praxis:
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- Geschickte Kommunikation, um von Beginn an mögliche Unzufriedenheiten bei Patienten und Zuweisern zu vermeiden.
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- Die Weiterbildung in der Praxis durch den Austausch mit jungen Kollegen als kritische Reflexion der eigenen Tätigkeit schätzen lernen.
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- Die aktuellen Vergütungssysteme ermöglichen zur Zeit eine sichere Finanzierung, indem der angehende Kardiologe sich seinen Lohn in der Praxis erarbeitet.
Kardiologen in der Weiterbildung:
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- Verbesserte und damit realistischere Laufbahnplanung; die Tätigkeit in der Praxis ist ein wichtiges Ziel mit einer spezifischen Weiterbildung und nicht eine Verlegenheitslösung.
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- Fördern der Erkenntnis, dass die meisten Diagnosen und Therapie-Entscheide mit wenigen technischen Hilfsmitteln gefällt werden können; die Praxis bietet hier täglich optimale Trainingsbedingungen.
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- Fördern der Erkenntnis, dass für eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen vor allem eigenes Wissen, ein gutes Netzwerk und weniger die räumliche Nähe wichtig sind.
Anforderungen an die Weiterbildung in der Praxis
Lernziele für die Weiterbildung in der Praxis
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- das ganze Spektrum der in der kardiologischen Praxis vorhandenen Untersuchungstechniken und Behandlungen sinnvoll anwenden;
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- Notfallsituationen mit den in der Praxis vorhandenen Mitteln begegnen;
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- abhängig von der spezifischen Situation des Patienten die Grenzen seiner eigenen Kompetenz erkennen und entscheiden, wann der Beizug einer anderen Fachperson oder eine Überweisung des Patienten sinnvoll ist;
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- eine wirksame Langzeitbeziehung mit dem Patienten aufbauen, welche die Autonomie und die persönlichen Ressourcen möglichst fördert;
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- eine wirksame Beziehung zu den zuweisenden Ärzten aufbauen, um die Basis für eine längerfristige optimale Zusammenarbeit zu schaffen;
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- die Zeit als diagnostisches Werkzeug nutzen, um Abklärungen schrittweise durchführen und erkennen zu können, wann abwartendes Offenlassen einer Diagnose vertretbar ist;
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- die typischen kardiologischen Praxisprobleme selbständig abklären und behandeln;
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- das assistierende Personal führen;
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- die Arbeitsabläufe in einer Praxis effizient und effektiv gestalten;
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- die verschiedenen Tarifsysteme in der Praxis korrekt anwenden;
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- die betriebswirtschaftlichen Faktoren kennen, die eine finanziell erfolgreiche Praxis ausmachen.
Strukturelle Voraussetzungen
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- Einzel- oder Gruppenpraxen sind möglich. In Gruppenpraxen werden ein verantwortlicher Lehrarzt und ein Stellvertreter bestimmt.
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- Für den angehenden Kardiologen steht ein separates Sprechzimmer zur Verfügung. Paralleles Arbeiten muss möglich sein.
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- Der Praxisinhaber muss den eidgenössischen Weiterbildungstitel für Kardiologie besitzen und die Praxis seit mindestens zwei Jahren selbständig führen. Seine eigene Fortbildung muss gewährleistet sein. In der Praxis müssen schwerpunktmässig, d.h. mindestens zu 50% kardiologische Patienten abgeklärt und behandelt werden. Der Praxisinhaber verpflichtet sich zu mindestens einer Stunde Teaching pro Tag und zur Mitarbeit bei der Evaluation. Er muss zu 75% der Zeit in der Praxis anwesend sein.
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- Der angehende Kardiologe muss über ein eidgenössisches oder ein eidgenössisch anerkanntes Arztdiplom verfügen. Die mündliche und schriftliche Beherrschung der ortsüblichen Landessprache ist zwingend. Die zweijährige Weiterbildung in Allgemein Innerer Medizin muss abgeschlossen sein. Die bisher absolvierte Weiterbildung in Kardiologie sollte mindestens zwei Jahre betragen. Er verpflichtet sich, bei der Evaluation mitzuarbeiten.
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- Die Praxisrotation dauert mindestens sechs Monate, bei Teilzeitanstellung entsprechend länger, wobei 50% nicht unterschritten werden dürfen.
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- EKG, Ergometrie, 24hEKG (inkl. eigener Auswertung) und transthorakale Echokardiographie müssen angeboten werden.
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- Die Arbeitszeit des angehenden Kardiologen darf die Anwesenheit des Lehrpraktikers nicht wesentlich überschreiten. Ausnahmen bilden die Supervisionsstufen 0 und 1. Pro Arbeitstag sollte Fachlektüre während 60 Minuten möglich sein.
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- Weiterbildung bei nahen Verwandten ist abzulehnen.
Prozesskriterien
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- Die Arbeitsbedingungen werden durch einen Arbeitsvertrag geregelt.
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- Der Lehrpraktiker verpflichtet sich und sein Praxispersonal, bei der Evaluation mitzuarbeiten.
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- Vor Beginn der Praxisrotation werden die individuellen Lernziele in einem gemeinsamen Weiterbildungsvertrag festgehalten.
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- Monatliche gegenseitige Evaluations- und Zielgespräche werden in einem kurzen Protokoll festgehalten.
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- Die Teilnahme an lokalen und regionalen Fortbildungsveranstaltungen ist Pflicht.
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- Die stufenweise Übertragung von Verantwortung kann durch die folgenden Supervisionsstufen beschrieben werden (die Stufen entsprechen nicht einer chronologischen Abfolge, sie können je nach Lernsituation, Patient und Schwierigkeit der Fragestellung variieren):
- 0: Selbständige Tätigkeit, Lehrpraktiker erreichbar
- 1: Selbständige Tätigkeit, Lehrpraktiker in der Praxis
- 2: Regelmässiger, täglicher Rapport
- 3: Fragen vor Entscheidungen
- 4: Arbeit unter direkter Beobachtung
- 5: Zuschauer
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- Sie unterstützen die angehenden Kardiologen, die Lernziele zu erreichen.
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- Sie verpflichten sich, die oben erwähnten Prozessund Strukturkriterien einzuhalten.
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- Sie arbeiten bei der Evaluation mit.
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- Sie führen die Arbeit gewissenhaft aus und nehmen Rücksicht auf den Stil und die Gepflogenheiten des Lehrpraktikers.
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- Sie arbeiten loyal mit dem Lehrpraktiker zusammen.
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- Sie beteiligen sich in gegenseitiger Absprache am regionalen Notfalldienst.
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- Sie arbeiten bei der Evaluation mit.
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- Die summative Beurteilung der Leistungen der angehenden Kardiologen durch die Lehrärzte geschieht wie an allen anderen Weiterbildungsstellen auch mit dem entsprechenden FMH-Zeugnis (Evaluationsprotokoll) am Ende der Weiterbildung. Das eigentliche fachärztliche Assessment obliegt schlussendlich der Facharztprüfung.
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- In formativen Beurteilungen werden anhand von Lernzielkriterien die Leistungen überprüft. Diese Beurteilungen basieren auf regelmässigen strukturierten Erhebungen (Fragebogen zur Selbst- und Fremdeinschätzung). Speziell überprüft und bewertet werden dabei Kompetenzstand und Lerngewinn des angehenden Kardiologen unter spezieller Berücksichtigung allfälliger individueller Lernziele.
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- Die Lehrärzte und die Lehrpraxis werden durch die angehenden Kardiologen anhand eines Fragebogens beurteilt.
Checkliste Vorbereitung Praxisrotation Kardiologie
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- Gespräch mit Kandidaten
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- Gesuch «Anerkennung als Praxisweiterbildner» beim SIWF einreichen
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- Meldung «Anstellung einer Medizinalperson mit Stellvertreterfunktion» beim kantonalen Gesundheitsamt einreichen
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- Haftpflicht-Versicherung nach oben anpassen
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- Lohnzahlung mit Uniklinik regeln
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- Arbeitsvertrag mit Kandidaten unterschreiben
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- Eventuell Lernziele mit Kandidaten festlegen
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- Arbeitsplatz mit PC, Diktiergerät, Netzanschluss und Telefon einrichten
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- Rotationsarzt als neuen Mandanten ins Adminstrationsprogramm aufnehmen
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- Bei Bedarf zusätzliches Ultraschallgerät und/oder Belastungseinheit anschaffen
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- Anpassung des Sprechstunden-Rhythmus:Praxisarzt: etwas weniger dicht einschreiben, damit Zeit für Supervision bleibtRotationsarzt: max. 4–5 Patienten pro Tag
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- Zuweiser und Patienten informieren
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- Einführungstag für Rotationsarzt einige Wochen vor dem ersten Arbeitstag
Disclosure Statement
References
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Füllhaas, J.-U.; Tanner, F.C. Praxisrotation: Kardiologische Weiterbildung in der Praxis. Cardiovasc. Med. 2017, 20, 241. https://doi.org/10.4414/cvm.2017.00504
Füllhaas J-U, Tanner FC. Praxisrotation: Kardiologische Weiterbildung in der Praxis. Cardiovascular Medicine. 2017; 20(10):241. https://doi.org/10.4414/cvm.2017.00504
Chicago/Turabian StyleFüllhaas, Jörg-Uwe, and Felix C. Tanner. 2017. "Praxisrotation: Kardiologische Weiterbildung in der Praxis" Cardiovascular Medicine 20, no. 10: 241. https://doi.org/10.4414/cvm.2017.00504
APA StyleFüllhaas, J.-U., & Tanner, F. C. (2017). Praxisrotation: Kardiologische Weiterbildung in der Praxis. Cardiovascular Medicine, 20(10), 241. https://doi.org/10.4414/cvm.2017.00504