Am 10. Januar 2008 ist Martin Rothlin unerwartet in seinem 78. Altersjahr verstorben. Professor Rothlin war Kardiologe und langjähriger Präsident der Schweizerischen Herzstiftung sowie Mentor von Cuore Matto, der Vereinigung für Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfehler.
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Dem Medizinstudium Martin Rothlins in Basel folgten die Assistenzzeit in Genf und eine zweijährige Forschungstätigkeit in den USA. Danach half er beim Aufbau der Klinik für Herzchirurgie bei Professor Åke Senning in Zürich mit. Sein Wirken als dessen rechte Hand ausserhalb des Operationssaales trug ihm internationale Anerkennung ein. 1970 habilitierte er, 1976 wurde er Titularprofessor. Besonders verbunden fühlte sich der Kardiologe Rothlin den jungen Patienten mit ihren oft schweren, nicht immer korrigierbaren Herzfehlern – auch später, als frei praktizierender Kardiologe am von ihm als Partner mitbegründeten HerzZentrum Hirslanden. Bis zu seiner Emeritierung an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich lehrte er zum Thema «Kongenitale Herzfehler im Erwachsenenalter». Die vielen Kondolenzschreiben der Patienten von Cuore Matto sind ein bewegendes Zeugnis seiner hippokratischen Berufsauffassung.
Seit 1970 gehörte der engagierte Arzt dem Stiftungsrat der Schweizerischen Herzstiftung an, die er von 1987–1996 präsidierte. Er erkannte die Bedeutung der Patientenaufklärung und der Prävention für eine bessere Lebensqualität Betroffener und eine bessere Herz-Kreislauf-Gesundheit der Bevölkerung. Meilensteine unter seiner Ägide waren die Programme und Kampagnen über das Cholesterin, den Herznotfall, das herzkranke Kind und das Bewegungsimpulsprogramm. Auch die Forschungstätigkeit wurde unter seiner Führung gefördert. Dank seiner Vermittlung einer grösseren privaten Schenkung konnte die Schweizerische Herzstiftung zahlreiche multizentrische Forschungsprojekte unterstützen.
Nach seiner Präsidialzeit blieb Professor Rothlin der Schweizerischen Herzstiftung als Stiftungsrat und Gönner verbunden. Er betreute die Internet-Sprechstunde und widmete sich mit Hingabe der Realisation einer Patientenverfügung für ältere Herzpatienten. 2005 konnte mit dem Institut Dialog Ethik eine entsprechende Verfügung herausgegeben und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Er selber kommentierte sie in der Schweiz. Ärztezeitung u.a. wie folgt (SÄZ. 2006;87[26]: 1217–8): «Nach dem 65. bis 75. Altersjahr verschieben sich aber bei vielen Menschen die Wertvorstellungen: Die Lebensqualität wird gegenüber der Lebensdauer bedeutungsvoller. Das bedeutet durchaus nicht, dass sie Todessehnsucht verspüren würden. Sie wären aber bereit, sich über die Endlichkeit ihres Daseins und über die Willensäusserungen im Hinblick auf ihr Lebensende Gedanken zu machen. Wir Ärztinnen und Ärzte sollten mit ihnen das Gespräch über ihre Vorstellungen darüber suchen. Die grosse Mehrheit der Angesprochenen wäre dafür dankbar.»
Der plötzliche Herztod von Martin Rothlin bedeutet für seine Familie, für viele seiner Freunde, Kollegen und Bekannten einen harten Verlust. Er selbst war darauf nicht unvorbereitet, zitierte er doch gern den französischen Philosophen de Montaigne: «… que philosopher, c’est apprendre à mourir…».